// 18. Dezember 2022
Wärmendes für Leib und Seele für die Menschen auf der Straße
Lange Zeit galt Mitgefühl als etwas, wofür lediglich Religionen oder spirituelle Traditionen zuständig sind. Einer der Ersten, der sich neurowissenschaftlich an das Thema Mitgefühl heranwagte, ist Paul Gilbert, Professor für klinische Psychologie an der University of Derby. Er untersuchte, welche Wirkungen allein das Praktizieren einer Mitgefühlsmeditation auf das Gehirn und auf das Verhalten des Menschen haben kann. Die Probanden der einen Gruppe meditierten zwei Wochen lang täglich dreißig Minuten über Mitgefühl. Die der anderen Gruppe lernten, differenzierter über schwierige Situationen in ihrem Leben nachzudenken. Am Ende des Experiments wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie ihr Honorar, welches sie für diese Studie erhalten würden, behalten oder für einen guten Zweck spenden wollten. Die Probanden, die meditiert hatten, wollten es deutlich häufiger spenden als diejenigen, die ausschließlich über das Thema nachgedacht hatten.
Der Gyalwang Drukpa, als Gründer der humanitären Live To Love-Bewegung, betont immer wieder, dass es zunächst auf die Entwicklung von Verständnis ankommt, um authentisches Mitgefühl zu erlangen. Hierbei führt er dem Nachdenken über eigene Probleme und der Meditation über Mitgefühl eine dritte Perspektive hinzu: das aktive Umsetzen. Vor mittlerweile 15 Jahren haben wir uns als Team unter dem Schirm von Live To Love auf den Weg gemacht und jedes Mal die Bestätigung erlangt, dass aktives Handeln nicht nur zu einer unbeschreiblichen Beschleunigung von Verständnis führt, sondern am Ende des Tages alle sehr viel mitfühlender hinterlässt - dankbarer, bewusster und deutlich urteilsfreier, was wie eine Erlösung empfunden wird. Wir haben so viel über die individuellen Lebenseinschnitte, die dazu führen können, an den Rand der Gesellschaft zu gelangen, erfahren.